Die LBA Pasewalk hat vom 03.05.1943 bis zum Kriegsende im Mai 1945 bestanden. Die Schüler waren Ende April 1945, bedingt durch die Kriegsereignisse, verstreut, teils waren sie zum RAD oder zur Wehrmacht einberufen, teils so genannten Panzerjagdkommandos zugeordnet, teils Ende April nach Binz auf Rügen verlegt worden. Von der letzteren Gruppe wurden etwa 45 Schüler mit 2 Lehrern auf dem Seewege nach Kopenhagen transportiert, wo sie in einem Flüchtlingslager bis 1947 interniert wurden. Die Verbindung untereinander war danach größtenteils unterbrochen.
Seit dem Jahre 1995 treffen sich alljährlich am 03. Mai, dem Jahrestag der Gründung der LBA Pasewalk, eine Reihe von ehemaligen Mitschülern und tauschen Erinnerungen an die gemeinsame LBA-Zeit aus. Wie ist es zu der ersten Begegnung gekommen, nachdem wir uns über Jahrzehnte hindurch aus verschiedenen Gründen – sei es aus beruflichen Gründen, sei es auf Grund der politischen Verhältnisse in Deutschland – aus den Augen verloren hatten? Nur vereinzelt gab es Kontakte zu dem einen oder dem anderen Mitschüler.
Es begann an einem nasskalten Novembertag 1993, als Bodo Pfeifer, der in Nürnberg wohnt, aus familiären Gründen Pasewalk aufsuchte und in einer kleinen Gastwirtschaft im Gespräch beiläufig nach der früheren LBA fragte, worauf die Wirtin erwähnte, bei einem Treffen der Gollnower habe sie einen Herrn kennengelernt, der seine Adresse hinterlassen habe. Es stellte sich heraus, dass es sich um Heinz Raspe handelte, der in Leverkusen wohnt. Schon war das Interesse geweckt, 50 Jahre nach der Gründung der LBA Pasewalk nach weiteren Mitschülern zu suchen. Was war wohl aus Ihnen geworden? Welches Schicksal haben sie erlitten? Hierbei war hilfreich, dass Heinz Raspe kurz nach dem Kriege nach seinen Erinnerungen fast alle Mitschüler namentlich in einer Liste erfasst hatte. Das war die Ausgangsbasis, nach der Bodo in der Folgezeit unermüdlich weitere Adressen ermittelt hat, durch Telefonauskunft, durch Anzeigen in der »Pommerschen Zeitung«, Anfragen beim Pommern-Zentrum, Suchanzeigen in der Freizeit-Revue, Anfragen bei den Gemeindeverwaltungen und Einwohnermeldeämtern, soweit die früheren Wohnorte bekannt waren.
Die Suche war äußerst schwierig, da in vielen Fällen nur der Familienname bekannt war, aber der Anfang war gemacht. Die ersten Mitschüler wurden ermittelt, viele erinnerten sich an die Namen und die früheren Wohnorte anderer, so konnte nach und nach die Liste auch durch Angabe der Vornamen ergänzt werden. Bodo hatte mit seiner ausdauernden Suchaktion Erfolg, schon im ersten Jahr nach Beginn der Suchaktion hatte Bodo zahlreiche Mitschüler ermittelt. Die meisten von ihnen bekundeten ihr Interesse daran, Verbindung miteinander aufzunehmen, manche jedoch waren desinteressiert, einige lehnten jeglichen Kontakt ab. Es wurde für den 03.05.1995 das erste gemeinsame Treffen vereinbart, das natürlich in Pasewalk stattfinden sollte, 25 »Ehemalige« nahmen daran teil, einige von ihnen in Begleitung ihrer Ehefrauen. Weitere Treffen sollten folgen.
Bei den Treffen wurden Erinnerungen an die gemeinsame Zeit aufgefrischt, es gab viel zu erzählen. Aber auch über die schwere Zeit nach dem Kriege und über Erfahrungen im Berufsleben wurde berichtet. In der sowjetischen Besatzungszone (später DDR) wurde es vielen ermöglicht, den angestrebten Lehrerberuf zu ergreifen, was in den westlichen Zonen (später BRD) aus finanziellen Gründen nur wenige erreicht haben. Doch dies war ein Thema, das nur am Rande angesprochen wurde. Aus der früheren Schulkameradschaft wurde nunmehr eine Freundschaft. Nicht nur die früheren Mitschüler waren von den Treffen begeistert, auch immer mehr der begleitenden Ehefrauen hatten sich angefreundet und freuten sich auf die regelmäßigen Zusammenkünfte. Auch weiteste Wege hielten nicht von der Reise ab, so kamen sogar Martin Bleck mit Ehefrau aus den USA und Siegfried Nitz aus Schweden zu einigen Treffen.
Im zweiten Treffen in Göritz am 03.05.1996 wurde beschlossen, der Treffpunkt sollte wegen der Beziehung zum früheren Standort der LBA jeweils in Pasewalk oder näherer Umgebung bleiben. Später wurde aber auch der Wunsch geäußert, den Treffpunkt weiter nach Westen zu verlegen, da der Anreiseweg für viele von hier unverhältnismäßig lang war. Immerhin hatten einige eine Strecke von 700 bis 800 km oder mehr zurückzulegen. So wurde schließlich für das Jahr 2005 das Treffen in Schwerin vereinbart, wo die Mehrheit dafür war, auch die künftigen Treffen dort vorzusehen.
Hier nun eine Übersicht der bisherigen Klassentreffen:
Die mühselige und zeitraubende Sucharbeit von Bodo hat sich gelohnt, dafür können wir ihm danken. Soweit wir es nachvollziehen konnten, waren wir gegen Ende 1944, bevor der Jahrgang 1928 zum Militärdienst einberufen wurde, 156 LBA-Schüler. Hiervon wurde der Verbleib von 144 Schülern geklärt, von 12 Schülern ist das Schicksal nicht bekannt. Mehr als ein Drittel unserer Mitschüler – im gleichen Alter wie wir – ist mittlerweile verstorben, einer ist in den letzten Kriegstagen als Soldat gefallen. Auch in unseren Reihen ist damit zu rechnen, dass der eine oder andere aus gesundheitlichen Gründen die lange Anfahrt nicht mehr verkraften und deshalb nicht zum nächsten Treffen anreisen kann, so gern er es auch möchte, doch seine Gedanken werden sicher bei den Teilnehmern sein.
Vorstehend werden nur die überregionalen Treffen zum Jahrestag der Gründung der LBA Pasewalk aufgeführt. Daneben kommt es regelmäßig zu regionalen Treffen im Freundeskreis in Berlin mit Hans Lemke als Initiator, ferner im Westen bei Gerhard Rähse und Ehefrau als Gastgeber in Schildgen (bei Leverkusen). Auch diese Zusammenkünfte, bei denen nicht so lange Anreisen erforderlich sind, finden eine gute Resonanz. Es wird Wert darauf gelegt, die Kontakte untereinander weiter zu pflegen.
© W. Selke